Konfirmationsansprache 2017

German

Konfirmation 2017

J 15,16: „Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt.“                                    

2K 13, 11: „Zuletzt, Brüder und Schwestern, freut euch, lasst euch zurechtbringen, lasst euch mahnen, habt einerlei Sinn, haltet Frieden! So wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein.“

Liebe Brüder und Schwestern, Freunde, Eltern, Pateneltern, liebe Konfirmanden. Heute geht es zu Ende. Die zweijährige Vorbereitung für die Konfirmation, die Zeit des Lernens, die Zeit der ernsten auch humorvollen Momente, die Zeit der Anspannung und Entspannung. Das alles endet heute. Natürlich ist es kein Ende ohne Hoffnung. Es wartet viel Neues auf Sie, viele Wege öffnen sich für Sie. Aber etwas kommt zum Schluss – mit der Vorbereitung für die Konfirmation und dem heutigen Konfirmationsfest endet ein Teil Ihrer Kindheit, der Zeit der Unschuld. Es beginnt die Zeit, wenn alle Ihre kleineren und größeren Entgleisungen immer weniger vergeben werden und Sie werden immer mehr Verantwortung dafür tragen. So zahlt man für das Heranwachsen und die Mündigkeit – unsere Versündigung wird immer seltener vergeben. Immer seltener wird sie von unseren Nächsten mit der Hand abwinkt oder mit einem Lächeln übersehen. Je älter und reifer wir werden, desto weniger wird auch Gott unsere Sünden übersehen.

Es ist kein Zufall, dass man gerade während des Konfirmationsfests das erste Mal zur Beichte geht. Es ist ein ernsthaftes Signal, dass wir uns zu unseren Sünden bekennen und immer öfter Vergebung annehmen müssen. Je erwachsener der Mensch wird, desto mehr muss er zur Beichte kommen – da die Zeit seiner Unschuld zu Ende ist.

Heute endet nicht nur die Vorbereitung für die Konfirmation, aber auch das Alter Ihrer kindlichen Unschuld. Aber Sie müssen nicht traurig sein oder deswegen den Kopf verlieren. Im Gegenteil, vertrauen Sie Gott, mit dem Sie Ihre Beziehung erneuern, indem Sie Ihre Taufe bestätigen. Das ist der Glauben – dass auch auf neuen und unbekannten Wegen des Lebens, wo unsere Nächsten für uns nichts mehr verdecken oder verheimlichen werden, dass wir auch auf diesen Wegen mit Gottes Hilfe bestehen können, dank dem Herren Jesus Christus, der unsere Sünden auf sich nimmt dort, wenn sie keiner mehr auf sich nehmen will oder kann.

Und es ist auch kein Zufall, dass Sie gerade heute auch zum ersten Mal zum Heiligen Abendmahl kommen, was Teilnahme am Opfer Jesu für Sie bedeutet. Je erwachsener wir sind, desto wichtiger und bedeutsamer sind für uns Vergeben und Versöhnung, die Annahme des gebrochenen Leibes und des vergossenen Blutes unseres Herrn als Mittel der genannten Versöhnung und des Vergebens. Als Apostel Paulus einst seine Freunde im Korinth im Glauben lehrte, begleitete er sie auch auf diesem Weg – vom kindlichen Glauben zur christlicher Mündigkeit, er leitete sie so, dass sie sich bewusst wurden, was in ihrem Leben mit der Annahme des Glaubens an Christus endet und was beginnt. Die süße Unkenntnis, Unwissenheit, Unverbindlichkeit, Unschuld endet, das bittere Erwachen des Gewissens, die Erkenntnis der eigenen Sündigkeit beginnt. Aber immer intensiver werden auch Gottes Gnade, die kleinen und großen Freuden über Gottes Güte, erlebt. Je mehr jemandem vergeben wurde, desto mehr liebt er. Und am Ende dieser Lehre, als er sich von ihnen verabschiedet, gibt er ihnen noch 5 wichtige Ratschläge für ihre weitere Entfaltung in christlicher Mündigkeit. Gerade diese 5 Ratschläge würde ich gerne auch Ihnen weitergeben und übermitteln. Also zum Schluss:

1. Freuen Sie sich. Kindern würde niemand diesen Rat geben. Zu den Kindern gehört natürliche Freude irgendwie spontan. Aber Paulus lädt hier zur Freude Heranwachsende und Erwachsene. Gerade diese, die immer mehr die Welt kennen lernen und herausfinden, wie sie funktioniert, und denen immer mehr das Lächeln aus dem Gesicht verschwindet. Freuen Sie sich, obwohl Sie nicht viele Gründe dazu haben werden. Die Quelle ihrer Freude ist nämlich nicht von dieser Welt. Die wahre Freude kommt von Gott, er kann Sie mit wirklicher innerlicher Freude füllen, die sich auf die kommenden Tage freut und mit Hoffnung weitere Kapitel des Lebens erwartet. Freuen Sie sich, obwohl ihre kindliche natürliche Freude mit dem Heranwachsen immer kleiner wird.

2. Lassen Sie sich zurechtbringen. Vielleicht ist das der Schlüssel, der uns Hoffnung für die kommenden Tage gibt. Die Vergebung der Sünden, so lernten Sie es im Glaubensbekenntnis. Mängel, Unvollkommenheiten, Sünden werden ein Bestandteil des Weges zur Mündigkeit sein. So ist es im Leben hier auf Erden. Der Widerstand, der Trotz gegen alles, was uns zum Stürzen bring, sollte aber nicht zu unserer Gewohnheit werden. Lassen Sie sich zurechtbringen, unterliegen Sie nicht dem Übel, mit Gottes Hilfe kämpfen Sie den guten Kampf des Glaubens.

3. Lassen Sie sich mahnen. So lautet der nächste Rat des Apostel Paulus für alle, die heranwachsen und ihren Glauben entfalten. Ermuntern Sie sich gegenseitig. Als Jesus bei seinem Abgang den Jüngern den Heiligen Geist verhieß, den Geist der neuen Motivation, der Ermächtigung, nannte er ihn Geist des Aufmunterung, des Trosts und der Ermahnung. Aufmunterung oder aktive Aufmunterung ist Gottes Geschenk, Geschenk des Heiligen Geistes. Und wie wir aus der Bibel wissen, das Werk des Heiligen Geistes hat seinen besonderen Platz in der Kirche, in der Gemeinschaft der Gläubiger. Deswegen finden Sie wahrscheinlich auch das Geschenk der Aufmunterung zum ehrlichen Leben nicht in sich selbst oder im Kurs des gesunden Selbstbewusstseins, sondern gerade in der Kirche, in der Gemeinschaft des Volkes Gottes, dort, wo Jesus Christus seinen Geist zu senden versprach. Das könnte auch ein Impuls sein, weiter am Gottesdienst und an Jugendtreffen teilzunehmen. Dafür gibt es nicht Punkte wie bei Wettbewerben, aber es wird die Möglichkeit zur Aufmunterung sein, die Möglichkeit sich neue Kräfte für weitere Lebenswege und -kämpfe zu holen. Zwischen Christen und in die Kirche führt uns auch der vierte Rat von Paulus an die Heranwachsenden:

4. Haben Sie einerlei Sinn. Haben Sie eine Meinung. Es ist nicht selbstverständlich, weil es immer mehrere Dinge geben wird, die Sie mehr trennen als verbinden werden. Jeder von uns ist ein Original. Versuchen Sie 10, 20, 100 verschiedene Denkarten aufeinander abzustimmen. Trotzdem bemühen wir uns in der Kirche dies zu erzielen, schon mehr als 2000 Jahre. Der wichtigste Verbindungspunkt seit dem Anfang war das, was Apostel Paulus Geist Christi nannte. Wir haben den Geist Christi! Dort, wo es zwischen den Christen zu einer Trennung zu kommen drohte, wies Paulus Geist Christi auf, der der gemeinsame Nenner aller unseren Denkarten sein kann und sein soll. Geist Christi ist das, was die Christen von Anfang an verbindet. Das selbstlose Denken, das opferbereite Denken des barmherzigen Samariters, die Denkart des liebenswürdigen Vaters, der den verschwenderischen Sohn aufnimmt, nachdem der ihn enttäuscht und Schmach angetan hat. Und so könnten wir fortsetzen, wir könnten weitere Geschichten und Gleichnisse aus der Bibel anführen. Ständig müssen wir zum Reichtum des Denkens aus dem Leben Christi zurückkehren, damit es auch zu unserer Denkart und dazu wird, was uns verbindet. Haben Sie einerlei Sinn – Geist Christi kann unser einziger Geist sein, der uns auf die gemeinsame Wellenlänge bringt.

5. Haltet Frieden. Auch Sie nahmen während der Vorbereitung für die Konfirmation an Gottesdiensten teil. Vielleicht fiel Ihnen auch der Wunsch des Friedens auf, mit dem manchmal die Predigt beendet wurde. Wie lautet dieser Wunsch? „Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, wird eure Herzen und Sinne in Christus Jesus bewahren.“ (Philipper 4,7). Ruhig zu sein, Verbreiter der Ruhe zu sein kann also bedeuten, dass man diesen Wunsch der Ruhe als wahr betrachtet und man wird sich bewusst, dass Gottes Ruhe und Versöhnung mehr sind als die Vernunft, mehr als alle Höhen des menschlichen Denkens, der Erkenntnis und der Wissenschaft. Das, was uns irgendwann in der Zukunft schützen wird, wird nicht unsere Vernunft, unsere Fähigkeiten oder auch geistige Erkenntnis sein, aber die Ruhe Gottes als Sein Geschenk. Er wird Sie beschützen und Ihr Herz und Denken bewachen in Jesus Christus. Ruhe Gottes kann Sie dann irgendwann auch retten.

Mit dem Aufruf von Apostel Paulus wollte ich sagen: freut euch, lasst euch zurechtbringen, lasst euch mahnen, habt einerlei Sinn, haltet Frieden. Das ist eine Gruppe von fünf charaktervollen und mutigen Einstellungen für Ihr Heranwachsen und Ihre Entwicklung. Entfalten Sie diese fünf Lebenseinstellungen und Gott der Liebe und Ruhe wird mit Ihnen sein – so sah und erlebte es Apostel Paulus, einer der ersten Christen, der auf diese fünf Einstellungen in seinem Leben setzte und nicht verspielte. Ihr Konfirmationsfest lädt Sie zu einer ähnlichen Wette im Leben ein.